Kickboxen für die Psyche

Symbolbild

Ein Mix aus kontrolliert Energie Rauslassen und Achtsamkeit: Seit Januar können Patient:innen an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel Fitness-Kickboxen besuchen. Ein Angebot, das schweizweit einzigartig ist. Wir haben in eine Stunde reingeschaut und nachgefragt, wie Kampfsporttraining Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützen kann.

Wir befinden uns in der Turnhalle der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK). Die jungen Frauen und Männer haben sich in einer Reihe aufgestellt: Liegestützen, Sit-Ups, Punches in die Luft, immer auf das Zählen des Trainers. Es ist Dienstag, kurz nach 11 Uhr. Für diejenigen Patient:innen, die wollen, Zeit für das Kickbox-Training. Erst seit Januar existiert dieses Angebot an der UPK, schweizweit ist es einzigartig. Initiator ist Karl Jawhari, Abteilungsleiter Pflege auf der zentralen Aufnahme in der UPK und Bundestrainer im Kickboxen in der Disziplin Leichtkontakt. Das Training an der UPK ist allerdings nicht im Leichtkontakt, es handelt sich vielmehr um Fitness-Kickboxen. Und es scheint geschätzt zu werden: „Das Training ist einfach eine Zeit, während der man sich mal nicht mit den eigenen Gedanken beschäftigt“, sagt eine Teilnehmerin, Patientin in der Psychotherapeutischen Abteilung der UPK. Nur der Körper stehe im Fokus, ohne die Frage, wie sich der Körper anfühle. Es gehe einfach darum, was man für eine Kraft in sich habe. Gleicher Meinung ist ihr Kollege, ebenfalls Patient in der Psychotherapeutischen Abteilung. Ihm habe das Training geholfen, Anspannungen abzubauen und Ruhe mit sich selbst zu finden. „Es hilft extrem, herunterzukommen. Anstatt sonst etwas Destruktives zu machen wie Konsumieren, Verletzen oder weniger zu essen, gehe ich lieber in den Sportraum und powere mich dort aus.“

Das wöchentliche Training beginnt jeweils mit einer Begrüssung. Man verbeugt sich, wie dies im Kickboxen üblich ist. Danach startet das Aufwärmtraining mit Lockerungsübungen, gefolgt vom Kraftteil: Liegestützen, Kniebeugen, Sit-Ups. Nach ausgiebigem Dehnen ist der Technikteil an der Reihe, damit die Schläge und Kicks auch richtig ausgeführt werden. Dann können die Techniken an den Boxsäcken angewendet werden. Beim Zuschauen wird rasch klar, das Training erfüllt bei den Teilnehmenden ein Bedürfnis. Dies, obwohl oder vielleicht genau weil Kickboxen vom herkömmlichen Angebot in psychiatrischen Einrichtungen abweicht. Allerdings geht es auch hier neben dem Auspowern um Achtsamkeit. „Man lernt bei uns Techniken, am Schluss hat es auch viel mit Koordination, Konzentration und Achtsamkeit zu tun“, sagt Jawhari. Eine Mischung, die das Training laut den Teilnehmenden für sie zu einem wichtigen Programmpunkt gemacht habe.

Es ist warm geworden in der Turnhalle der UPK. Kicks und Schläge treffen die Sandsäcke, durch die Masken wird schwer geatmet. Trotz der Anstrengung scheint eine gewisse Leichtigkeit in der Luft zu liegen. Das Training tat gut, das ist spürbar.

Hast du selbst psychische Probleme? Denk daran: Du bist nicht allein. Rede darüber, sei dies mit Freund:innen oder mit der Familie, oder suche dir professionelle Hilfe. Wichtig ist, mach es so, wie es für dich am besten stimmt.

Hier kannst du dir Hilfe holen:

Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Dargebotene Hand – dieses Angebot ist anonym und gratis, zusätzlich gibt es eine Online-Beratung

Telefonhilfe für Kinder und Jugendliche

Pro Mente Sana

Therapievermittlungsstelle